Systemrelevante Banken sind wichtig, riesig und gefährlich

Systemrelevante Banken sind wichtig, riesig und gefährlich

Aktuell ist wieder die Frage in den Fokus gerückt: Was sind systemrelevante Banken?

Bereits 2007 rückte diese Frage in den Fokus, als die riesige Investmentbank Lehman Brothers in die Insolvenz ging.

Es gibt Banken, die so in den internationalen Finanzmarkt verstrickt sind, dass eine Pleite dieser Banken enorme wirtschaftliche Folgen verursachen kann. So etwa eine Wirtschaftskrise mit weltweitem Ausmaß.

Diese Banken werden oft mit den Worten beschrieben: „too big to fail“. Im Jahre 2009 wurde der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board) gegründet. Dieser geht auf eine Initiative von 20 Industrieländern und Schwellenländern zurück und trägt die Abkürzung FSB. Dieser Finanzstabilitätsrat veröffentlicht seit 2011, jedes Jahr eine Liste, in der die mächtigsten Banken aufgeführt sind. Dabei handelt es sich streng genommen nicht nur um Banken, sondern generell um Finanzinstitute, die im komplexen Gefüge des internationalen Wirtschaftsraumes tätig sind. Demzufolge sind es global systemrelevante Banken.

Systemrelevante Banken sind für die gesamte Weltwirtschaft entscheidend!

Die internationalen Großbanken als Big Player

Wenn systemrelevante Banken für die Stabilität und auch den Zusammenbruch der Weltwirtschaft beitragen können, lässt sich der Schluss ziehen, dass diese Finanzinstitute die Weltwirtschaft in gewissen Maßen steuern. Diese global systemrelevanten Banken werden auch „Global Systemically Important Banks“ genannt. Auf dieser, jedes Jahr veröffentlichten Liste, stehen 30 Finanzkonzerne. Dazu gehören natürlich die Riesen wie Barclays, HSBC und JP Morgan Chase. Neben Barclays, welches eine britische Bank ist, zählen auch BNP Paribas und die Deutsche Bank zu den bedeutenden Finanzgiganten. Die französische Großbank BNP Paribas kennen wir bereits durch die Tochtergesellschaft Consorsbank. Die Consorsbank ist eine Bank, die sämtliche Dienstleistungen im üblichen Rahmen anbietet, aber am meisten bekannt für den Wertpapierhandel ist. Ein sehr systemrelevantes Finanzinstitut ist natürlich auch BlackRock, allerdings handelt es sich dabei um eine Schattenbank.

Wo ist definiert, welche Bank systemrelevant ist?

Nun kann man sagen:

Systemrelevant ist jede Bank, die sehr groß ist.

Das mag in den meisten Fällen auch zutreffen. Dennoch gibt es eine Richtlinie, die genau das beschreibt. Es handelt sich um die „Richtlinie zur Durchführung und Qualitätssicherung der laufenden Überwachung der Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute“. In Kurzform nennt man dieses Werk Aufsichtsrichtlinie. In der anfänglichen Version gab es den Artikel 6, der eine systemrelevante Bank als ein systemrelevantes Finanzinstitut definierte. Im Artikel 6 finden wir die Informationen, die wir suchen. Demzufolge sind systemrelevante Institute die, die wegen ihrer Größe und auch der Intensität der Interbankenbeziehung eine erhebliche negative Einwirkung auf andere Kreditinstitute auslösen kann. Damit kann ein Zusammenbrechen dieser systemrelevanten Wirtschaftskonzerne zur Instabilität des Finanzmarktes führen. Deswegen sind die systemrelevanten Geldhäuser einer engeren Überwachung zu unterziehen. Hier ist die entscheidende Stellgröße, die Zusammenarbeit zwischen der Bundesbank und der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht).

Heute steht in derselben Richtlinie nur, dass die Europäische Zentralbank die einzelnen Institute als systemrelevant einstufen kann. Allerdings wird in diesem Dokument von „bedeutenden Instituten“ gesprochen. Genauer trat am 15. Oktober 2013 eine EU-Verordnungen-Nummer 1024/2013 in Kraft. Diese „Verordnungen 1024/2013 des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Kontext der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank“. In Artikel 6 sind die Aspekte genannt, die für die Systemrelevanz eines Finanzinstituts in Betracht kommen. Dazu zählen natürlich die Größe, die Relevanz für die Wirtschaft der Europäischen Union, oder eines teilnehmenden Mitgliedstaates und auch die Bedeutung für grenzüberschreitende Tätigkeiten. Der Verordnungstext ist kompliziert und verschachtelt.

Systemrelevante Banken – diese Kriterien sind es

Unter anderem sind allerdings folgende Richtwerte zu finden. Sämtliche Vermögenswerte eines Finanzinstituts von mehr als 30 Milliarden Euro, führen zu einer Einstufung als relevantes Institut. Auch wenn eine Bank 20 % des Bruttoinlandsproduktes an Vermögenswerten hält, ist sie als systemrelevant einzustufen. Das ist schon interessant: wenn eine Bank nicht so hohe Vermögenswerte hat, aber sehr große grenzüberschreitender Transaktionen vornehmen kann, wird sie durch die EZB ebenfalls als systemrelevant eingestuft. Natürlich, das ist bei allen Schuldnern so, ist eine Bank auch dann unter eine besondere Aufsicht zu stellen, wenn sie Unterstützungen beantragt hat. Dies kann aus der europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) oder dem europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).

Ganz oben auf der Liste der systemrelevanten Banken steht die HSBC. Die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) kommt aber, ohne staatliche Unterstützung, relativ gut zurecht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) legen also fest, welches Finanzinstitut als systemrelevant einzustufen ist. Beide Institutionen stehen in der gleichen Stadt, womit wir wieder am Finanzplatz Frankfurt angekommen sind. Die Aufsichtsinstitute stehen damit in unmittelbarer Nähe zu den systemrelevanten Banken: Deutsche Bank, HSBC und JP Morgan.

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