Privaten Unfallversicherung – was bedeutet Progression?

Privaten Unfallversicherung – was bedeutet Progression?

Bei einem Vergleich der Unfallversicherungen, wirst du zwangsweise auf den Begriff der Progression stoßen. Dazu findest du in den Angeboten und auch in den allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) Tabellen und Diagramme. Üblich sind Progressionswerte von 225 %, 300 %, 350 % oder auch 500 %. Es gibt sogar auch 1.000 %.
Doch was genau bedeutet Progression eigentlich?

Eine Unfallversicherung mit der Grundsumme

Wenn du eine Unfallversicherung abschließt und keine Steigerung vereinbarst, hast du keine Probleme mit dem Rechnen, denn einfache Kenntnisse in Prozentrechnung sind dann ausreichend. Eine Versicherungssumme von 100.000 Euro bleibt bei 100.000 Euro. Eine Einschränkung, also ein Invaliditätsgrad von 50 % ergäbe beispielsweise eine Versicherungsleistung von 50.000 Euro. Diese Prozentzahl findest du in der Gliedertaxe und diese wird auch durch einen Arzt bestätigt. Hast du eine Progression im Versicherungsvertrag abgeschlossen, dann bedeutet dies, dass deine Versicherungsleistung erhöht wird.

Eine Progression ist nicht linear

Gut zu wissen: die Progression deiner Unfallversicherung greift erst ab einem Invaliditätsgrad von 25 %. Daher wird eine Einschränkung von weniger als 25 % nicht in der Tabelle berücksichtigt. Es besteht grundsätzlich eine direkte Bindung an die Versicherungssumme. Hast du eine Grundsumme von 100.000 Euro vereinbart, erhältst du bei einer Progression von 225 % also maximal 225.000 Euro. Eine Progression von 350 % ergibt eine maximale Versicherungssumme von 350.000 Euro. Diese maximale Versicherungssumme bezieht sich immer auf eine Vollinvalidität, also eine Invalidität von 100 %. Alles was sich darunter abspielt, also im Bereich zwischen 25 % und 100 %, wird in einer Progressionstabelle abgelesen.

Diese Progressionstabelle findest du in den Versicherungsbedingungen. Dort liest du ab, welchen Betrag du bei einer Einschränkung von beispielsweise 40 % bekommen wirst. Ist das nicht toll? Die Progression macht aus 40 % eine größere Prozentzahl!

Weil die Progression nicht linear verläuft, musst du in einer Tabelle nachschauen. Hier ein Beispiel:

Im Vertrag deiner Unfallversicherung hast du eine Versicherungssumme von 100.000 Euro mit einer Progression von 350 % vereinbart. Sollte dir unfallbedingt ein Fuß amputiert werden müssen, besagt die Gliedertaxe, dass dir ein Invaliditätsgrad von 50 % anerkannt wird. Weil deine Einschränkung mehr als 25 % beträgt, kommt für dich die Tabelle zur Anwendung. Um zu erfahren wie hoch die Versicherungsleistung nun tatsächlich ist, suchst du in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) die Progressionstabellen. Für den individuellen Fall, suchst du nun die Tabelle aus, die die Progressive Invaliditätsstaffel von 350 % wiederspiegelt. Nun findest du in der Zeile, in der du den Invaliditätsgrad von 50 % findest (das ist der Fuß) die entsprechende Leistung von 100 %. Von der Unfallversicherung bekommst du also 100 % der vereinbarten Versicherungsleistung. In dem genannten Fall also 100.000 Euro.

Wichtig zu wissen: Sowohl die Zuordnung der einzelnen Invaliditätsgrade, als auch die Werte der Progressionstabelle unterscheiden sich zwischen den unterschiedlichen Versicherern.

Hohe Versicherungssumme oder hohe Progression – Was sollst du wählen?

Ein Versicherungsbeitrag für eine kleine Versicherungssumme mit hoher Progression ist immer günstiger, als eine hohe Grundsumme. Warum ist das so?

Die Versicherungssumme bildet die Grundlage für alles. Denn bei einer Vollinvalidität ist es von einem bedeutenden Unterschied, ob du 100.000 Euro oder 350.000 Euro versichert hast. Setzt du nun eine Progression von 350 % an, dann steigt deine ursprüngliche Summe von 100.000 Euro auf 350.000 Euro an. Das zweite Beispiel, mit der Grundsumme von 350.000 Euro, würde bei einer Progression von 350 % eine wesentlich höhere Versicherungssumme ergeben: 1.225.000 Euro. Die versicherte Grundsumme von 350.000 Euro, hätte ohne Progression den gleichen Wert bei Vollinvalidität, wie 100.000 Euro mit 350 % Progression. Wieso ist die Rechnerei wichtig?

Eine hohe Versicherungssumme bietet mehr Schutz bei kleinen Einschränkungen

Das Interessante an einer Progression ist, dass sie für die kleinen Verletzungen nicht relevant ist. Erst wenn du einen Invaliditätsgrad von 25 % erreicht hast, kommt sie zur Anwendung. Vorher kommt sie nicht in Frage. Schauen wir uns die folgenden Beispiele an:

Alle der genannten Einschränkungen, liegen unterhalb der Grenze von 25 %. Demzufolge ist die Progression für dich irrelevant.

Über die Höhe der entsprechenden Leistung entscheidet nun ausschließlich die vereinbaret Versicherungssumme:

Gut zu sehen ist, dass die oberen Beispiele völlig unabhängig von einer Progression sind. Hier entscheidet einzig und allein die vereinbarte Versicherungssumme über die Leistung. Der Fuß hingegen liegt bei einer Einschränkung von mehr als 25 %. Demzufolge erhöht sich damit die Versicherungssumme.

Die Tabellen für Gliedertaxe und Progression unterscheidet sich zwischen den einzelnen Verträgen. An unserem Beispiel kannst du erkennen, dass ein Invaliditätsgrad bis 50 % keinerlei Unterschiede in der Progression macht. Erst ab einem Invaliditätsgrad der mehr als 50 beträgt, kannst du einen deutlichen Unterschied zwischen einer Progression von 350 % und 500 % erkennen.

Es ist also prinzipiell eine gute Idee die Versicherungssumme nicht zu klein zu wählen. Damit werden insbesondere kleinere Einschränkungen gut entschädigt. Bei einem hohen Invaliditätsgrad macht sich das Duo aus Versicherungssumme und Progression dann aber deutlich bemerkbar.

Kommentare sind geschlossen.